Handelszeitung: Alternative Investmentfonds - eine interessante Alternative zur Nachfolgeplanung

Jessica Schädler
Jessica Schädler
Director
Raphael Cica
Raphael Cica
Partner, General Counsel
Handelszeitung: Alternative Investmentfonds - eine interessante Alternative zur Nachfolgeplanung

Vermögende Privatpersonen bedienen sich gerne verschiedener Instrumente, um ihr Vermögen zu konsolidieren, zu verwalten, zu investieren, und insbesondere um ihre Nachfolgeplanung zu regeln. Ein beliebtes Instrument zur Vermögenskonsolidierung sind sogenannte Vermögensstrukturen, die das Vermögen in Gesellschaften halten, welche wiederum durch Trusts oder Stiftungen gehalten werden. Alternative Investmentfonds (AIF) bieten hier eine effiziente, flexible und zeitgemässe Alternative zur Vermögensstrukturierung in Gesellschaften.

Wozu Vermögensstrukturen?

Vermögende Privatpersonen besitzen oft verschiedene Arten von Vermögenswerten in unterschiedlichen Jurisdiktionen. Die eigenhändige Verwaltung solcher Vermögenswerte, so dass alle gesetzlichen und regulatorischen Vorschriften lokal und international eingehalten werden und dabei die optimale Besteuerung sichergestellt ist, ist risikoreich und komplex. Auch die Erbschafts- und Nachfolgeplanung erweisen sich im internationalen Kontext als Hürden mit langwierigen und unterschiedlichen, zum Teil nicht oder schwer vereinbaren Vollstreckungs- und Besteuerungsprozessen. Eine Konsolidierung der Vermögenswerte in einer professionell verwalteten Struktur minimiert die Risiken der unkoordinierten Verwaltung, hilft bei der Steueroptimierung und ermöglicht eine gezielte Nachfolgeplanung.

Vermögenstrukturen bestehen oft aus einer Holdinggesellschaft, welche die eigentlichen Vermögenswerte hält. Holdinggesellschaften erleichtern nicht nur die Einhaltung der regulatorischen Pflichten, sie ermöglichen auch eine konsolidierte Vermögensübersicht. Zum Zweck der Nachfolgeplanung werden schliesslich meist ein angelsächsischer Trust oder eine zivilrechtliche Familienstiftung als Aktionäre der Holdinggesellschaft eingesetzt.

Vermögensstrukturen werden üblicherweise von einem professionellen Treuhänder global verwaltet, wobei dieser gegebenenfalls mit weiteren Dienstleistern in den jeweiligen Jurisdiktionen zusammenarbeitet.

Rückgang von Offshore-Strukturen

Historisch wurden Holdinggesellschaften in Vermögensstrukturen oftmals in sogenannten Offshore-Jurisdiktionen errichtet.

Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass solche Offshore-Gesellschaften in der Praxis immer weniger zielführend sind, und dass ihre ordnungsgemässe Verwaltung durch sich fortlaufend ändernde Gesetze und regulatorischen Pflichten sowie durch den Druck von OECD, FATF und der EU zum regulatorischen Risiko für den Klienten werden kann. Ebenso haben die sich häufenden "Leaks" die einst beliebten (weil diskreten) Offshore-Zentren negativ ins Bild der Öffentlichkeit gerückt, selbst wenn die Vermögenswerte korrekt deklariert werden. Dies hat bei vielen vermögenden Privatpersonen ein Umdenken in Gang gesetzt. In der Branche spricht man von einem "Onshoring-Trend", der sich seit einigen Jahren immer mehr in der Praxis zeigt.

Als Alternative zu Offshore-Jurisdiktionen werden Holdinggesellschaften vermehrt in der Schweiz oder in EU-Ländern wie Zypern gegründet. Eine bislang wenig bekannte, jedoch höchst effiziente Alternative zur Offshore-Gesellschaft ist der "Alternative Investment Fund" (AIF).

Der Alternative Investmentfonds

AIFs sind Fonds für professionelle Investoren und der breiten Öffentlichkeit nicht zugänglich. Sie investieren sowohl in klassische Finanzprodukte als auch in alternative Vermögenswerte. Dabei ist das Angebot an alternativen Investments äusserst heterogen. So kann ein AIF zum Beispiel in Immobilien, Familienunternehmen, Private Equity, Privatflugzeuge oder Kunst investieren.

Als professionelle Investoren qualifizieren sich sowohl professionelle Investment-Management-Gesellschaften als auch vermögende Privatpersonen. Für Letztere erweisen sich AIFs als besonders interessant, da sie neue Investitionsmöglichkeiten in bisher nicht zugängliche Investmentklassen eröffnen. Zudem eignen sich AIFs zum Beispiel für eine Gruppe von Privatinvestoren (Club-Deals) oder für das Halten eines Familienunternehmens durch Familienmitglieder. Nicht zuletzt bieten AIFs eine Onshore-Alternative im regulierten Bereich, wenn sie in Vermögenstrukturen anstelle von Offshore-Gesellschaften eingesetzt werden. AIFs sind in der Regel zwar nicht direkt reguliert, deren Verwalter hingegen unterstehen der europäischen AIFM-Richtlinie (Alternative Investment Fund Managers Directive).

Fazit

Im Bereich der Vermögensstrukturierung und Nachfolgeplanung bieten Alternative Investmentfonds eine effiziente, flexible und zeitgemässe Alternative zu den klassischen Offshore-Gesellschaften. Sie können sowohl allein als auch integriert in einer Vermögensstruktur eingesetzt werden und eröffnen vermögenden Privatpersonen interessante Investitionsmöglichkeiten im regulierten Bereich, jenseits der "alten" Offshore-Welt.

Zum PDF Scan des Artikels in der Handelszeitung vom 07.07.2022

Handelszeitung, 07. Juli 2022